So hilft Jonglieren Kindern beim Lernen

von Kerstin Baumgartner

Bewegungsaktivität und Gehirnleistung stehen in direktem Zusammenhang. Denn motorische und kognitive Entwicklungen sind eng miteinander verknüpft. Besonders Kinder verarbeiten neue Reize und Informationen oft erst mit Hilfe von Bewegung. Bewegungspausen in den (Schul-)Alltag einzubauen wirkt sich sehr positiv auf die Motivation und die Leistung der Kinder aus, da sich Kinder nach einer gewissen Zeit nur mehr schwer konzentrieren können.

In diesen Bewegungspausen gibt es unterschiedliche Übungen und Aktivitäten, die gut für Kinder sind. Eine davon ist das Jonglieren. Wir erklären, welche Auswirkungen  Jonglieren auf das Gehirn hat und wie es die schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen verbessern kann.

Wie Jonglieren das Gehirn wachsen lässt

Jonglieren erfordert einen Überblick über das Geschehen und die Koordination der Jonglierbälle und des eigenen Körpers. Am Anfang wirkt es vielleicht, als Jonglieren  schwierig zu lernen ist. Das ist aber nicht der Fall! Das menschliche Gehirn ist sehr gut darin, sich neuen Situationen und Anforderungen anzupassen. Jonglieren ist aber nicht nur eine Herausforderung, was die Koordination betrifft, sondern führt auch zu Veränderungen im Gehirn selbst. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass Jonglieren zu einem Wachstum des Gehirns führt. Jonglieren erfordert feinmotorische Präzision und Koordination zwischen Augen und Händen, um das Zusammenspiel von Werfen und Fangen zu meistern. Das Gehirn und das Nervensystem werden dadurch besonders gefordert und angestrengt.

Die Veränderungen der geistigen Fähigkeiten sind unter anderem der verbesserten regionalen Gehirndurchblutung zu verdanken. Körperliche Aktivität fördert allgemein die Durchblutung im Gehirn. Das hat wiederum eine positive Wirkung auf die Konzentrationsfähigkeit und senkt zugleich den Stresshormonspiegel.

Die Kaskade und die Bedeutung dahinter

Das Grundwurfmuster der Jonglage wird auch Kaskade genannt und beschreibt ein Überkreuzmuster, das die Objekte, mit denen jongliert wird, zeichnen. Oft wird das Muster auch als liegende Acht dargestellt. Dieses Muster ist kein Zufall, da es die allgemeine Steuerung von Bewegungen widerspiegelt. In unserem Großhirn ist die linke Hälfte für die Funktionen der rechten Körperseite verantwortlich und nimmt Reize und Informationen auf, während die rechte Großhirnhälfte für die linke Körperseite die Verantwortung trägt. Jongliert man, passiert durch das wechselseitige Fangen und Werfen ein ständiges Überschreiten der Körpermittellinie. Das bedeutet, dass ein ständiger Informationsaustausch zwischen den beiden Gehirnhälften stattfindet.

Um die Kaskade erfolgreich bewältigen zu können, muss man zwei Aspekte beachten: Erstens braucht man eine präzise Armbewegung und zweitens  muss man die Flugbahn der Objekte genau beobachten. Ohne diese beiden Voraussetzungen ist  Jonglieren nicht möglich.

Auswirkungen des Jonglierens auf schulische Leistungen

Was bringt Jonglieren nun für Vorteile im Schulalltag? Durch das Nachziehen der liegenden Achten per Hand und per Augen werden beide Gehirnhälften aktiv in die Übung integriert. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Schreibfähigkeit und Tätigkeiten aus, die eine hohe koordinative Anforderung an Auge, Hand und Gehirn stellen. Bereits nach sieben Tagen Jonglage-Training sind Veränderungen im Gehirn bereits messbar. Das Jonglieren hat auch einen positiven Nacheffekt, da sogar noch drei Monate nach dem Training diese Veränderungen der Gehirnstruktur sichtbar sind. Jonglieren ist also ein gutes Gehirn- und Motoriktraining, das sich gut für kleine Pausen im (Schul-)Alltag eignet und macht obendrein noch eine Menge Spaß!

Literatur:

Voll, S. & Buuck, S. (kein Datum). Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit durch Bewegung. Wolters Kluwer Deutschland.

Pühse, U. & Ludyga, S. (2015). Bewegung & Lernen in der Grundschule. Bewegung beeinflusst Gehirnstrukturen. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/276832309_bewegung_lernen_in_der_grundschule_bewegung_beeinflusst_gehirnstrukturen.