Fridays For Future aus Sicht einer Mutter

Liebe Frau Breidenbach, Ihr Sohn engagiert sich ja nicht nur im KinderParlament, sondern auch zunehmend bei Fridays For Future bzw. für den Umweltschutz. Was halten Sie davon aus Elternsicht?

Wenn junge Leute sich engagieren, ist das immer unterstützenswert! Den Kindern wird ja oft vorgeworfen, sie gehörten einer Generation von Handysüchtigen und Social-Media-Posern an. Das finde ich aber absolut nicht. Ja, sie leben mit intensivem Mediengebrauch, aber ich bin immer wieder überrascht, wie informiert sie sind und wie sehr sie sich für diverse Themen interessieren. Im Nu haben sie sich vernetzt und stellen etwas auf die Beine. Das beeindruckt mich und ich versuche als Mutter, alles dafür zu tun, dass Nils sich da beteiligen kann.

Wie ist Ihre Einstellung zu Fridays For Future? Was halten Sie davon? Was sind Ihre Gedanken zur (jungen) Bewegung und zur derzeitigen Umweltsituation? Welche Gefühle löst dies bei Ihnen aus?

Ich halte es für sehr wichtig, dass die jungen Leute – und wir mit ihnen – deutliche Zeichen für den Klimaschutz setzen. Natürlich soll jede/r überlegen, wie sie/er im persönlichen Alltag etwas ändern kann (Fahrrad fahren, auf die eine oder andere Fleischmahlzeit verzichten, nachhaltig einkaufen, Energie sparen usw.). Aber genauso wichtig ist es, die Politik dazu zu zwingen, auf die Wirtschaft einzuwirken, dasselbe zu tun. Und da es um die Zukunft der Kinder geht, macht es natürlich auch Sinn, dass sie sich engagieren dürfen. Mir macht das Mut.

Was bedeutet das für Sie als Mutter/Bürgerin?

Für mich persönlich bedeutet das, meine Kinder organisatorisch zu unterstützen. Für die große FFF-Demo in Graz habe ich für Nils und seinen Bruder Zugtickets gekauft und mit den Lehrern gesprochen. Sie haben dafür ja den Unterricht mitten unter einer Schulstunde verlassen. Hätte es mit Lehrern Probleme gegeben (hat es nicht, sie haben die Kinder ebenfalls unterstützt), wäre ich zur Stelle gewesen, um diese zu lösen. Bei der Klimademo in Leoben war ich auch selbst anwesend. Die Kinder müssen sehen, dass wir Eltern/wir ältere MitbürgerInnen auf ihrer Seite stehen und uns mit ihnen gemeinsam für die Zukunft dieser Welt starkmachen.

Erleben sie Konfrontation durch andere Menschen? Wenn ja, welche?

Ja, durchaus. Es gibt genug Leute, die sagen, Fridays for Future bringe nichts. Die Ergebnisse der letzten Wahlen sprechen jedoch eine klare Sprache: Dank Greta Thunberg und Fridays for Future hat sich ein Umdenken in Gang gesetzt. Dass es immer noch Leute gibt, die auf die Klima-Demos mit Ablehnung, Ärger oder gar Aggressivität reagieren, lässt sich sicher mit dem schlechten Gewissen erklären, dass die Leute verspüren. Insgeheim wissen sie längst, dass auch sie aktiv werden müssten.

Wie gehen andere Eltern mit den Themen FFF, Umweltschutz und Klimawandel um? Bemerken Sie da etwas?

Ich beobachte, dass Eltern vor allem jüngerer Kinder ein wenig verunsichert sind. Ihre Kinder sind nicht wahlberechtigt und engagieren sich dennoch politisch. Selbstverständlich wirft das Fragen auf. Und natürlich ist es für Eltern, die keine klassischen Links-Wähler sind, befremdlich, wenn ihre Kinder zu links-assoziierten Themen auf die Straße gehen. Aber vielleicht ist genau das die Zukunft: eine Politik der Themen und nicht der Fraktionen.

Gab es so etwas auch in Ihrer Kindheit?

Die wenigsten von uns waren so informiert wie die Kinder heute (siehe erste Frage). Als zum Beispiel 1984 die Hainburger Au von Umweltschützern besetzt wurde, habe ich das zwar mitbekommen, hatte aber keine Ahnung, worum es da eigentlich ging. Etwa zur selben Zeit etablierten sich Begriffe wie Waldsterben und saurer Regen. Ich wusste, dass da etwas getan werden muss, sah aber als Kind keine Möglichkeit, konkret irgendetwas zu bewirken. Auf meiner ersten Demo war ich erst als Studentin 1999.


Ursi Breidenbach, 44, ist Mutter von zwei Söhnen, Autorin von Romanen und unterhaltenden Sachbüchern. Sie lebt und arbeitet in Leoben.


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Artikel 12: Recht auf Beteiligung
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Artikel 14: Recht auf Gedanken- Gewissens- und Religionsfreiheit
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