Projektbericht: Grazer Kinder und ihre digitalen Lebenswelten
In insgesamt drei Projektphasen setzten sich Grazer Schüler*innen mit digitalen Kommunikationsformen, neuen Technologien und ihrer Bedeutung für ihre Lebenswelt auseinander. In der ersten Jahreshälfte 2020 fanden Workshops mit sechs Gruppen und insgesamt ca. 60 Kindern und ein Kindersymposium statt. Die Inhalte wurden im Sommer 2020 in der „Zukunftsfabrik der Kinderstadt BIBONGO“ von ca. 250 Kindern weiterentwickelt und als Review im GrazMuseum präsentiert.
Projektphase 1 goes digital: Erfahrungen und Zukunftsideen der Kinder
Mit den Kindern des Kinderparlaments Graz wurde noch ein Workshop gemeinsam vor Ort durchgeführt, die Zusammenarbeit mit den Schulen NMS St. Leonhard und die NMS Algersdorferstraße wurden Corona-bedingt und passenderweise in die virtuelle Welt verlegt. In den neu entwickelten Online-Workshops standen gegenwärtige Erfahrungen und Zukunftsvisionen im Vordergrund.
Ersichtlich wurde, dass die Digitalisierung schon einen sehr großen Einfluss auf die Lebenswelt von Kindern hat und sich die Kinder dieser Altersgruppen ziemlich gut auskennen. TikTok, Pokemon Go und Kommunikationstools für den Unterricht sind den Kindern bestens vertraut und werden grundsätzlich sehr positiv gesehen. Kinder sehen eindeutig Vorteile in den Programmen und den Möglichkeiten, die sie bieten: sei es das Austauschen mit Freund*innen oder Familienmitgliedern, das Eintauchen in Phantasiewelten, das Erlernen einer neuen Sprache oder die Erleichterung durch technische Geräte.
Den Kindern sind aber auch negative Aspekte der Digitalisierung bewusst: Das Suchtpotential des Internets, Eltern, die keine Zeit für ihre Kinder haben, weil sie zu viel am Computer arbeiten oder die Abhängigkeit von der Technik. Angst machte den Kindern, dass fremde Menschen ihre Videokamera hacken und so in ihre Privatsphäre eindringen können. „Die Vorteile sind, dass man alles digital machen kann. Der Nachteil ist, wenn der Strom einmal nicht geht, dann ist alles weg.“ (Lina)
“The world with internet” © Ajla
Die Zukunftsvisionen beschäftigten sich mit einer starken Digitalisierung der Lebenswelt, geprägt von fliegenden Autos oder Robotern, die alles für uns erledigen. Diese wurden sowohl positiv als auch negativ dargestellt.
Symposium „Die digitale Stadt der Kinder“
Kinder diskutieren online mit Expert*innen aus Technik, Stadtentwicklung und Gesellschaft
© Kinderbüro-Die Lobby für Menschen bis 14
Kindersymposium online
Den Abschluss der Workshopreihe bildete das Online-Kindersymposium am 24. Juni 2020. Hier ging es vor allem um die Frage, welche Auswirkungen die Digitalisierung aus Sicht der Kinder für die Zukunft der Stadt hat. Gemeinsam mit Eva-Maria Benedikt (Stadt Graz), Manuel Menzinger (TU Graz) und Markus Gönitzer (Forum Stadtpark) tauschten sich die teilnehmenden Kinder aus. Es wurden unterschiedliche Meinungen oder Erfahrungen zu Themen wie “Online- Kommunikation”, “Digitale Beteiligungsformen”, “Privatsphäre” oder “Datenschutz” sichtbar.
Einig waren sich alle Beteiligten, dass digitale Welten den realen Grünraum in der Stadt nicht ersetzen können sowie, dass Entscheidungsfindungen in Bezug auf Digitalisierung ausführliche inhaltliche Diskurse im Vorfeld erfordern.
Einen Überblick zu den Ergebnissen gibt das Graphic-Recording des Online-Kindersymposiums, gestaltet von Karin Blum, Kinderfreunde Österreich
© Kinderbüro-Die Lobby für Menschen bis 14
Projektphase 2 – „Zukunftsfabrik der Kinderstadt BIBONGO“
Die Kinderstadt ist ein Projekt der Kinderfreunde Steiermark und findet jährlich zu Beginn der Sommerferien im Graz Museum statt. Aufgrund der Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Corona Virus, wurde auch die Kinderstadt in Form eines neuen Konzeptes durchgeführt, nämlich als Zukunftsfabrik der Kinderstadt. Kinder nahmen als „ForscherInnen“ aktiv an Workshops in Kleingruppen teil und erarbeiten gemeinsam mit Fachleuten die Thematik der Digitalisierung in den einzelnen Bereichen. So wurde ein spielerischer Rahmen geschaffen, in dem die Kinder die Entwicklung von analogen zum digitalen „Zeitalter“ unmittelbar erfahren durften und ihre Zukunftsvorstellungen eines für sie „wünschenswerten“ Stadtlebens kreieren konnten.
Rundgang in der Zukunftsfabrik der Kinderstadt Bibongo: Katja Hausleitner (Kinderbüro), Christian Mayer (Graz Kulturjahr 2020), Marija Redi (Kinderfreunde Steiermark), Kulturstadtrat Günther Riegler (Stadt Graz), Otto Hochreiter (Graz Museum)
© Stadt Graz
Die Inhalte der Workshops und des Kindersymposiums wurden in der Zukunftsfabrik von Kindern gemeinsam mit professionellen PartnerInnen in sechs unterschiedlichen Workshops weitergedacht und entwickelt. Knapp 250 Kinder konnten ihre Meinungen und Vorstellungen einbringen und „absolvierten“ die Zukunftsfabrik somit als gut „ausgebildete“ ZukunftsforscherInnen. In Zusammenarbeit mit der Firma Golem Digital – Creating digital bekamen die Kinder beispielsweise die Möglichkeit eine Freifläche (z.B einen Spielplatz oder Park) auf Papier zu gestalten. Golem-Digital erstellt in weiterer Folge aus ausgewählten Zeichnungen 3D-Modelle am Computer. Je nach Komplexität könnten diese auch als 3D-Druck erstellt werden.
Gruppenbild: Barbara Binder (Kinderfreunde Steiermark), Alexia Getzinger (Landesvorsitzende Kinderfreunde Steiermark), Kurt Hohensinner (Stadtrat), Juliane BognerStrauß (Landesrätin), Sibylle Dienesch (Graz Museum), Annette Rainer (Graz Museum), Marija Redi (Kinderfreunde Steiermark)
© Kinderfreunde Steiermark
Projektphase 3 – Die Ausstellung
Eindrücke des Gesamtprojektes wurden von Juli bis September 2020 im GrazMuseum präsentiert und somit der Öffentlichkeit ein Einblick in die digitale Welt aus der Kinderperspektive gewährt.
Alle Infos zum Projekt finden Sie unter Graz Kulturjahr 2020: Die digitale Stadt der Kinder | Kinderbüro (kinderbuero.at)