Ein Mädchen von oben, das in sich in einem Gemüsebeet um Pflanzen kümmert.

Ein Naschbeet fürs Klassenzimmer

von Marcel Eckert, Blogger und Redakteur bei http://www.purgruen.de/

In unserer hochtechnisierten Welt sind Kinder zunehmend von Bildschirmen umgeben. Bunte Werbebanner verführen zu ungesunden Lebensmitteln. Kindergärten, KiTas und Grundschulen stehen vor der Herausforderung, den Kindern ein Bewusstsein für gesunde Lebensmittel zu vermitteln. Angesichts alarmierender Zahlen von Übergewicht und anderen Gesundheitsproblemen bereits im Kinderalter, wird es immer wichtiger, frühzeitig anzusetzen und die Kinder für einen gesunden Lebensstil zu begeistern.

Eine vielversprechende Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, ist die Einführung von Naschbeeten auf einer Grünfläche am Schulgebäude oder auch direkt im Klassenzimmer. Hier sollen Kinder die Möglichkeit haben, ihr Lieblingsobst anzubauen, Neues zu entdecken und wortwörtlich auf den Geschmack des Gärtnerns zu kommen.

Was ist ein Naschbeet?

Grundsätzlich ist ein Naschbeet ein Kräuter-, Obst- und/oder Gemüsebeet, das dazu dient, Kinder aller Altersstufen für die wunderbare Welt des Gärtnerns zu faszinieren. Damit ihnen das leicht fällt, ist Naschen hier ausdrücklich erlaubt und soll die Freude und den Genuss an gesunden Lebensmitteln aus dem eigenen Anbau fördern.

Eine Gruppe Kinder ,die mit Pflanzen vor einem Glashaus steht.
(c)Verein Engelwurz

Warum Naschbeete für den Schulbetrieb sinnvoll sind

Naschbeete bieten eine Fülle von Vorteilen, die weit über das bloße Gärtnern hinausgehen und eine ganzheitliche Erfahrung für Kinder schaffen.

  • Gesunde Ernährung fördern: Mit einem Naschbeet lässt sich der Speiseplan der Kinder wunderbar mit gesunden Salaten, Kräutern und Gemüse ergänzen. Das obligatorische Käsebrot kann schnell und einfach durch die Zugabe frischer Salatblätter ergänzt werden. Durch den Anbau und die Ernte von frischen Lebensmitteln lernen die Kinder, wie wichtig es ist, sich mit nährstoffreichen Lebensmitteln zu versorgen und eine ausgewogene Ernährung zu pflegen.
  • Sinneserfahrungen sammeln: In Naschbeeten können Kinder mit allen Sinnen die Natur erleben. Sie können die verschiedenen Texturen, Farben und Düfte von Pflanzen entdecken und dadurch ihre sensorischen Fähigkeiten entwickeln. Das Naschen von frischen Früchten und Kräutern direkt aus dem Beet verstärkt diese Erfahrungen zusätzlich und stellt eine unmittelbare Verbindung zur Natur her.
Kinderhände voll mit Erde
(c)Verein Engelwurz
  • Umweltbewusstsein fördern: Das Gärtnern in Naschbeeten sensibilisiert Kinder für Umweltthemen und fördert ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Sie lernen, wie wichtig es ist, die natürlichen Ressourcen zu schützen und verantwortungsvoll mit der Natur umzugehen. Durch praktische Erfahrungen wie Kompostieren und Wassersparen entwickeln sie ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge.
  • Pädagogische Nutzbarkeit: Naschbeete heben den Biologieunterricht aus der Theorie in die Praxis. Der Aufbau von Blattzellen und -strukturen kann an einem frischen Salatblatt besser nachvollzogen werden als über eine Abbildung im Biologiebuch. Sonnenlicht, Photosynthese, Wasser, Nährstoffbedarf: biologische Grundlagen können anhand eines Naschbeets für die Schüler anschaulich gemacht und mit Theorie aus Fachliteratur unterfüttert werden. Theorie und Praxis können folglich Hand in Hand gehen.
  • Stressabbau und Entspannung: Immer mehr Schüler*innen fühlen sich gestresst. Das Arbeiten in der Natur und das Beobachten des Pflanzenwachstums haben nachweislich eine beruhigende Wirkung auf Kinder. Naschbeete bieten einen Rückzugsort, an dem sie sich vom Schul- oder Kitaalltag erholen können und Stress abbauen. Die Möglichkeit, sich draußen zu bewegen und im Erdreich zu wühlen, trägt zur körperlichen und emotionalen Gesundheit der Kinder bei.

So kann ein Naschbeet fürs Klassenzimmer realisiert werden

Naschbeete kommen in allen Formen und Farben daher und können individuell an die Schüler*innen und den vorhandenen Raum, das angedachte Budget und den Pflegeaufwand angepasst werden.

1. Formen von Naschbeeten

Hochbeete sind eine beliebte Wahl für Naschbeete im Klassenzimmer, da sie Platz sparen und eine erhöhte Anbaufläche bieten. Sie können aus Holz, Kunststoff oder anderen Materialien hergestellt werden und ermöglichen eine einfache Befüllung mit Erde sowie eine gute Drainage. Hochbeete können in verschiedenen Größen und Formen gestaltet werden, um den verfügbaren Platz im Klassenzimmer oder im Außenbereich optimal auszunutzen.

Pflanzkästen: Pflanzkästen sind eine tolle Möglichkeit für den Fall, dass das Naschbeet im Klassenzimmer selbst stehen soll. Pflanzkästen können auf Fensterbänken, Regalen oder anderen erhöhten Oberflächen platziert werden und bieten eine kompakte Anbaufläche für verschiedene Pflanzen. Pflanzkästen sind in der Regel leicht zu bewegen und zu pflegen und eignen sich daher gut für den Einsatz in Klassenzimmern. Mediterrane Kräuter können sofort am Fenster stehen, Kräuter und Pflanzen, die Halbschatten bevorzugen, können im hinteren Raum des Klassenzimmers platziert werden.

Eine Frau, die mit drei Kindern Pflanzen auf einem Tisch anschaut
(c)Verein Engelwurz

Vertikale Gärten: Vertikale Gärten sind besonders dann empfehlenswert, wenn der Platz im Klassenzimmer oder Außenbereich begrenzt ist. Ein Klassiker unter den vertikalen Gärten ist das Pflanzenregal, auch Kräutertreppe genannt. Ein Pflanzregal besteht aus verschiedenen Regalböden, in denen Kräuter, Blumen und Pflanzen platziert werden können. Entweder ist der Pflanzkübel bereits integriert oder es können nach Belieben Pflanzkästen oder -töpfe in das Regal gestellt werden. Pflanzenregale ermöglichen es den Schüler*innen, Pflanzen in die Höhe zu ziehen, statt in der Breite anzupflanzen. Größere und ältere Kinder können die oberen Pflanzenreihen pflegen, während die Kleineren die unteren Regale bewirtschaften können.

Klassisches Beet in der Erde: Wenn es die räumlichen Gegebenheiten erlauben, kann auch ein klassisches Beet im Außenbereich des Klassenzimmers, auf einem Grünstreifen auf dem Schulhof oder einer geschützten Ecke hinter dem Schulgebäude angelegt werden. Dafür wird eine Bodenfläche abgegrenzt und mit Anzuchterde befüllt, in der die Pflanzen wachsen können. Diese Methode erfordert möglicherweise etwas mehr Aufwand bei der Vorbereitung und Pflege des Beetes, bietet aber die Möglichkeit, eine größere Vielfalt an Pflanzen anzubauen und den Kindern einen direkten Kontakt mit dem Erdreich zu ermöglichen.

2. Pflanzenauswahl

Die Auswahl der Pflanzen für ein Naschbeet im Schul- oder Kitaumfeld ist entscheidend dafür, dass die Kinder nicht nur Spaß am Gärtnern haben, sondern auch einen direkten Zugang zu leckeren und gesunden Lebensmitteln erhalten. Bei der Auswahl der Pflanzen sollten verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, darunter die Eignung für den Standort, die Attraktivität für Kinder sowie die Pflegeleichtigkeit:

  • Erdbeeren: Erdbeeren sind ein absoluter Favorit unter Kindern und eignen sich hervorragend für Naschbeete. Sie sind einfach anzubauen, produzieren eine Fülle von süßen Früchten und lassen sich gut in Hochbeeten oder Pflanzkästen kultivieren.
  • Kirschtomaten: Kirschtomaten sind ideal für Naschbeete, da sie klein, süß und leicht zu ernten sind. Sie können in Töpfen, Hochbeeten oder sogar vertikalen Gärten angebaut werden und bieten den Kindern eine köstliche Belohnung für ihre Arbeit.
  • Karotten: Karotten sind nicht nur gesund, sondern auch für Kinder spannend zu beobachten, wie sie aus der Erde wachsen. Sie eignen sich gut für Naschbeete in klassischen Beeten oder Hochbeeten und können nach den Sommerferien im Herbst geerntet werden.
ein Bild von einer Kinderhand, die eine Karotte hält
(c)Verein Engelwurz
  • Minze: Minze ist ein robustes Kraut, das leicht zu züchten ist und sich gut für Naschbeete eignet. Die frischen Blätter können direkt vom Beet genascht oder zum Aromatisieren von Wasser verwendet werden. Dies hat den positiven Nebeneffekt, dass die Kinder mehr Wasser und weniger Limonaden trinken.
  • Kräuter aller Art: Grundsätzlich sind Kräuter für Naschbeete ideal, da sie schnell wachsen, nahezu unverwüstlich sind und alle Sinne ansprechen. Die Kinder können Pfefferminze kosten, Zitronenmelisse und Salbei zwischen den Fingern zerreiben und die ätherischen Öle wahrnehmen. Sie können ihre Pausenbrote mit Schnittlauch, Petersilie und Basilikum verfeinern und vieles mehr.
  • Salat:  Ebenfalls ideal für ein Naschbeet ist Salat. Salat wächst schnell, kann ebenso wie Kräuter zum Verfeinern von Pausenbroten verwendet werden oder einfach so genascht werden. Er macht keinen Pflegeaufwand und die Kinder können jeden Morgen im Naschbeet den Fortschritt mit eigenen Augen verfolgen, wenn Salat wächst mitunter „wie Unkraut“.

3. Tipps für die Pflege eines Naschbeets

Wie jedes Beet, erfordert auch ein Naschbeet einigen Arbeitsaufwand. Besonders der Einsatz für den KiTa-, Grundschul- oder allgemeinen Schulbetrieb erfordert eine klare Planung und Organisation, um sicherzustellen, dass die Pflege der Pflanzen sowie die damit verbundenen Aktivitäten effizient durchgeführt werden können. Worauf es ankommt:

  • Festlegung von Verantwortlichkeiten: Es ist wichtig, klare Verantwortlichkeiten für die Pflege des Naschbeets festzulegen. Dies kann beispielsweise bedeuten, dass bestimmte Klassen oder Schülergruppen für die Bewässerung, Unkrautentfernung oder Ernte verantwortlich sind. Lehrer oder Erzieher können die Schüler*innen in Teams einteilen und ihnen spezifische Aufgaben zuweisen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Gartenpflege abgedeckt sind.
  • Erstellung eines Pflegeplans: Ein Pflegeplan kann dabei helfen, die verschiedenen Aufgaben rund um das Naschbeet zu organisieren und sicherzustellen, dass sie regelmäßig und effektiv erledigt werden. Der Plan könnte festlegen, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist, wann diese durchgeführt werden müssen und welche Materialien dafür benötigt werden. Dieser Plan kann entweder schriftlich festgehalten oder als gemeinsame Agenda im Klassenzimmer oder in der Kita ausgehängt werden.
Ein Mädchen von oben, das in sich in einem Gemüsebeet um Pflanzen kümmert.
(c)Verein Engelwurz
  • Einbindung des Lehrplans: Das Naschbeet kann auch als pädagogisches Werkzeug in den Lehrplan integriert werden, indem es Themen wie Biologie, Umweltschutz, Ernährung oder Mathematik unterstützt. Die Kinder können beispielsweise Experimente durchführen, um das Pflanzenwachstum zu untersuchen, die Auswirkungen von Umweltfaktoren zu erforschen oder die mathematischen Konzepte im Zusammenhang mit dem Anbau von Lebensmitteln zu erforschen. Durch die Integration des Naschbeets in den Lehrplan wird sichergestellt, dass die Gartenarbeit nicht nur eine zusätzliche Aktivität ist, sondern einen echten Bildungswert bietet.
  • Dokumentation und Reflexion: Um den Fortschritt des Naschbeets im Schulalltag zu verfolgen und zu reflektieren, kann es hilfreich sein, regelmäßig Fotos zu machen, Tagebücher zu führen oder andere Formen der Dokumentation zu verwenden. Auch die Schulhomepage bietet sich hierfür an (vielleicht sogar mit einem Livestream des Beets). Darüber hinaus können Lehrer oder Erzieher anhand der Dokumentation den Erfolg des Naschbeets bewerten, mögliche Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren und zukünftige Aktivitäten planen.

Abschlussbetrachtung

Ein Naschbeet in Schulen und Kitas einzuführen, ist eine lohnende Initiative mit zahlreichen Vorteilen für Kinder. Es ermöglicht nicht nur ein praktisches Lernen über den Anbau von Lebensmitteln, sondern fördert auch eine gesunde Ernährung, Umweltbewusstsein und soziale Kompetenzen. Die Integration des Naschbeets erfordert Engagement, Organisation und Zusammenarbeit unter Lehrenden und Schüler*innen gleichermaßen, aber die positiven Auswirkungen auf die Kinder machen den Aufwand lohnenswert. Durch das Naschbeet können wir eine Generation heranwachsen sehen, die nicht nur gesünder isst, sondern auch eine tiefere Verbindung zur Natur und ihren Ressourcen entwickelt.