Stellungnahme: Kinderrechte müssen bei digitalen Themen stärker berücksichtigt werden!

Illustration von einem rothaarigen Mädchen, das ein Schild hochhält auf dem "Stellungnahme" steht.

Der morgige Safer-Internet-Day stellt wieder die digitale Sicherheit im Netz und die Förderung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen ins Zentrum. In Anbetracht der kürzlich angekündigten KI-Pilotschulen und der aktuellen steigenden Gewalt im digitalen Raum stellt das Kinderbüro – Die Lobby für Menschen bis 14 eine klare Forderung an Entscheidungsträger*innen, Pädagog*innen und
Erziehungsberechtigte:

Kinder und Jugendliche müssen eine gute digitale Bildung erhalten, damit sie sicher und kompetent mit gegenwärtigen und künftigen Technologien umgehen können. Das heißt, dass sie in ihrem Medienkonsum gut von Erwachsenen begleitet werden müssen. Anstelle den neuesten technologischen Entwicklungen hinterherzurennen, muss das Wohl der Kinder und Jugendlichen wieder an erste Stelle rücken!

Grundkompetenzen statt KI

Das Pilotprojekt des Bildungsministeriums mit dem Test von 100 „KI-Schulen“ zeigt, dass das Bildungssystem zeitnah auf neue technologische Entwicklungen reagiert. Der Hintergrundgedanke ist zwar gut und richtig, allerdings ist fraglich, ob der Bildungsminister damit nicht übers Ziel hinausgeschossen ist. Nachdem Österreich jahrzehntelang bei digitaler Bildung im Schulsystem hinterhergehinkt ist, sollen Schüler*innen nun gleich mit KI-Tools arbeiten. Währenddessen rudert Schweden – lange Vorreiterland für Digitalisierung im Bildungswesen – wieder zurück und setzt künftig in der Grundschule verstärkt auf analoges Lernen. Studien zeigen: Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist, dass sie zuerst auf analogem Wege Grundkompetenzen erlernen. Dann können sie nach und nach mit pädagogischer Begleitung in der Schule und elterlicher Begleitung zu Hause lernen, wie sie sicher und kompetent digitale Medien nutzen können.

Pädagog*innen und Eltern jetzt schon überfordert

Wer sich mit dem digitalen Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen befasst, erkennt schnell, dass viele Pädagog*innen und Eltern von dem Thema überfordert sind. Eine der wichtigsten Voraussetzungen einen sicheren Umgang mit digitalen Medien ist eine gute Begleitung durch Erwachsene. Doch gerade für die bleibt zu Hause oder in der Schule oft zu wenig Zeit. Als Resultat werden Kinder und Jugendliche mit (oft gewaltvollen) Inhalten konfrontiert, die sie nicht verarbeiten können oder machen selbst Gewalterfahrungen im digitalen Raum. Das Resultat sind negative Folgen auf die psychische Gesundheit der Kinder.

Umso wichtiger ist ein altersgerechter Umgang mit digitalen Medien. Pädagog*innen, Eltern und Begleitpersonen müssen nicht jede App, die bei Kindern und Jugendlichen gerade aktuell sind, bis ins kleinste Detail verstehen. Viel wichtiger ist, teilweise gemeinsam digitale Medien zu nutzen und in ständigem Dialog mit den Kindern zu stehen: Was siehst du dir gerade an? Gibt es Inhalte, die dich beschäftigen? Warum verbringst du deine Zeit genau mit dieser App?

Bewusst mit digitalen Medien und neuen Technologien umgehen

Digitale Medien sind ein fester Bestandteil in der Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen. Dementsprechend sollten Kinder von klein auf daheim und im Bildungswesen das Handwerkszeug mitbekommen, um sicher mit ihnen umzugehen. Damit das in einem geschützten Rahmen und kindgerecht abläuft, muss aber ein Umdenken hin zu einem bewussteren Umgang stattfinden: Welche Technologien und in welcher Menge machen ab welchem Alter Sinn? Haben die Kinder genug Grundkompetenzen entwickelt, um tiefer in die digitale Welt einzutauchen? Haben wir im Bildungswesen und in der Elternbildung genug Ressourcen, damit Erwachsene Kinder und Jugendliche angemessen begleiten und unterstützen können? Nur wenn wir als Gesellschaft nochmal einen Schritt zurückgehen und das Wohl der Kinder über den vermeintlichen Bedarf an künftigen Technologie-Profis stellen, können wir dazu beitragen, dass digitale Medien das Leben von Kindern und Jugendlichen vorwiegend bereichern!

Jessica Braunegger, BA, Kinderbüro – Die Lobby für Menschen bis 14