Interview mit Autorin Magdalena Sporkmann zu Finanzbildung bei Kindern

Die Autorin und Journalistin Magdalena Sporkmann hat 2023 das Buch “Miss Money – Was schlaue Mädchen über Geld wissen sollten” publiziert. Darin vermittelt sie Mädchen ab 12 Jahren praxisnahes Grundwissen zum Sparen, Geldverdienen, Konsumieren und Investieren. Anlässlich des Weltspartags am 31.10. haben wir mit der Autorin über Finanzbildung bei Kindern gesprochen und warum das Thema gerade auch für Mädchen wichtig ist.

Wie genau kam es zur Entstehung des Buchs „Miss Money“, was war die Inspiration dafür?

Im Gespräch mit meinen Freundinnen habe ich bemerkt, dass sie alle große Berührungsängste mit dem Thema Finanzen haben. Viele überließen das ihren Männern oder Vätern. Andere wussten, sie sollten sich um ihre Altersvorsorge oder einen Notgroschen kümmern, konnten sich aber einfach nicht dazu durchringen, etwa einen Aktiensparplan zu eröffnen. Finanzen gelten in unserer Gesellschaft immer noch als Männerdomäne, obwohl Studien zeigen, dass Frauen sehr gut und unter Umständen sogar erfolgreicher als Männer mit Geld umgehen können.

Nun ist es so, dass all meine Freundinnen Töchter haben. Ich wünsche mir, dass diese nächste Generation Frauen mit einem stärkeren Selbstbewusstsein in Bezug auf Geld aufwächst. Um der gesellschaftlichen Entmutigung zuvorzukommen, wollte ich deshalb den Töchtern meiner Freundinnen ein Buch schenken, in dem ihnen Finanzwissen vermittelt wird, aber auch explizit die Perspektive: „Du als Mädchen gehst ganz selbstverständlich und selbstbestimmt mit Geld um.“ Es sollte ein Finanzbuch extra für Mädchen sein. Aber ich habe so ein Buch nicht auf Deutsch gefunden. Also habe ich es kurzerhand selbst geschrieben und den Töchtern meiner Freundinnen gewidmet.

Ab wann sollten Kinder beginnen, sich mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen?

Wenn Eltern merken, dass ihre Kinder die Dimensionen von Maßeinheiten – eine Stunde, eine Woche, ein Meter – begreifen, können sie auch Geld schon als Maßeinheit thematisieren. Ein Kind, das 50 Cent Taschengeld bekommt, lernt, was es sich davon kaufen kann und wie lange es sparen muss, um sich etwas zu kaufen, das vielleicht vier Euro kostet. Dieses Verständnis für Mengen und Maße ist die Voraussetzung, um Geld in seiner konkreten Beziehung zu Waren zu verstehen.

Autorin Magdalena Sporkmann (c) Barbara Dietl

Wie kann es gelingen, Kinder für das recht komplexe Thema Finanzen zu begeistern bzw. das Thema altersgerecht aufzubereiten?

Persönliche Finanzen, also das, was wir jeden Tag mit Geld machen, sind gar nicht besonders komplex. Eigentlich ist es sogar sehr einfach: Ich brauche Geld, um mir eine Notwendigkeit oder einen Wunsch zu finanzieren – Essen, Bücher, Urlaub. Wie komme ich an dieses Geld – durch Arbeit, Sparen, Investieren. Wie schaffe ich es, weniger auszugeben und mehr einzunehmen? Antworten auf diese Fragen finden wir Erwachsene fast jeden Tag.

Doch all das passiert, ohne dass unsere Kinder davon etwas mitbekommen. Wir machen Online-Banking, zahlen im Supermarkt mit der Karte, treffen die Entscheidung, was wir kaufen und auf was wir lieber verzichten, im Stillen. Diese Prozesse sichtbar zu machen, hilft Kindern, sie zu verstehen. Eltern können zur Abwechslung mal mit Bargeld bezahlen, mit ihren Kindern darüber sprechen, wie Geld in den Haushalt kommt und wofür es ausgegeben wird oder auch mal kleinere Finanzentscheidungen gemeinsam mit den Kindern treffen. Beispielsweise können Eltern ein Budget setzen und deutlich machen, dass nicht alle Produkte, die das Kind möchte, von diesem Budget bezahlt werden können. Das Kind könnte dann entscheiden, auf welche Produkte verzichtet wird, damit andere gekauft werden können. Auch Spiele wie der Kaufmannsladen, Monopoly oder Sparchallenges vermitteln Kindern leichtfüßig Finanzwissen. Mit Teenagern können Eltern ein Musterdepot eröffnen und darin die Grundlagen des Investierens lernen und ausprobieren – ganz ohne Geldeinsatz. Als spannenden Nebeneffekt werden die Teenager dann auch die (Wirtschafts-)Nachrichten aufmerksam verfolgen, denn diese haben einen Einfluss auf „ihre“ Aktien im Musterdepot. Je deutlicher Eltern ihren Kindern machen, dass Geld wirklich alle Lebensbereiche durchdringt – indem sie darüber sprechen und Geldflüsse anschaulich machen –, desto spannender werden ihre Kinder das Thema finden.

Warum ist es so wichtig, gerade junge Mädchen mit dem Thema Finanzen vertraut zu machen?

Immer noch verdienen, sparen und investieren Frauen weniger Geld als Männer. Altersarmut ist infolgedessen ein typisch weibliches Phänomen. Frauen fehlt es jedoch häufig auch an dem Selbstbewusstsein, sich dem Thema Finanzen zu widmen, weil dieses immer noch als Männerdomäne gilt. Deshalb halte ich es für besonders wichtig, Frauen gezielt anzusprechen und das so früh wie möglich. Mit meinem Buch „Miss Money“ wende ich mich deshalb gezielt an Mädchen, verwende eine gendergerechte Sprache, greife Beispiele aus ihrer Lebensrealität auf und zeichne starke weibliche Vorbilder.

2 Paar Hände, die Euro-Scheine austauschen

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach die Eltern in Bezug auf den Umgang mit Geld?

Kinder ahmen erwiesenermaßen das Verhalten ihrer Eltern nach. Insofern sind die Eltern Vorbilder für Kinder im Umgang mit Geld. Kinder lernen von ihnen, wer im Haushalt womit das Geld verdient, wer es verwaltet und ausgibt, wofür es ausgegeben wird, was die Familie sich leistet und was nicht. Kinder lernen von ihren Eltern, ob gespart und investiert wird, ob beide das tun oder nur der Papa oder nur die Mama. Die Eltern versehen Geld auch mit positiven oder negativen Konnotationen, je nachdem, wie sie darüber sprechen. All diese Einflüsse prägen das sogenannte „Money Mindset“ eines Kindes – die oft unbewusste Haltung zu Geld. Dieses Money Mindset lenkt auch im Erwachsenenalter noch unseren Umgang mit Geld. Wird es jedoch reflektiert, kann es auch verändert werden. Kinder, deren Eltern verschwenderisch mit Geld umgegangen sind, weil das ihrer Vorstellung von Freiheit entsprochen hat, können also durchaus als Erwachsene noch das Sparen lernen, etwa wenn sie erkennen, dass Freiheit für sie eher bedeutet, auch mal eine berufliche Auszeit nehmen zu können, weil ein Finanzpolster es ihnen ermöglicht.

Hand wirft Euro-Münze in ein blaues Sparschwein

Was braucht es Ihrer Meinung nach für eine gute Finanzbildung in der Schule?

Ich denke, Finanzbildung ist in unserer kapitalistischen und globalisierten Gesellschaftsordnung genauso wichtig, wie etwa Fremdsprachenkenntnisse. Leider sieht der Lehrplan Unterrichtseinheiten etwa zum Thema Gehaltverhandlung, Budgetierung oder Steuern in den seltensten Fällen vor. Dabei könnten die Grundlagen der persönlichen Finanzen in wenigen Stunden vermittelt werden. Und genau das machen Expert*innen wie ich: Wir kommen in die Klassen und geben Schüler*innen in Workshops, Vorträgen oder Lesungen Finanzwissen mit, das sie ganz konkret auf ihr Leben als Erwachsene vorbereitet.

Was würden Sie Ihren Leser*innen mit Ihrem Buch gerne mit auf den Weg geben?

Wenn du weißt, wie du klug mit Geld umgehst, bist du vielen deiner Wünsche schon einen großen Schritt näher. Denn mit dem nötigen Finanzwissen und Selbstbewusstsein kannst du dir sehr viele Wünsche selbst erfüllen – und bist dabei von niemandem abhängig. Du selbst entscheidest, wie dein Leben aussehen soll und du selbst kannst dafür sorgen, dass deine Vision Wirklichkeit wird.

Herzlichen Dank für das Interview!


Das Interview bereitete Janine Braunegger vor. Sie studiert Soziologie und war als Praktikantin im Kinderbüro tätig. Das Interview fand in schriftlicher Form im August 2023 statt.