Kinderschutzkonzepte – Ein wichtiges Tool in der Arbeit mit Kindern

Kinderschutz ist ein zentraler Baustein der Kinderrechte. Im engeren Sinn gilt es, Kinder vor jeglicher Form von Gewalt, sei es körperliche, psychische, sexualisierte oder strukturelle Gewalt, zu schützen. Im weiteren Sinne ist es auch wichtig, Kinder im Alltag in allen herausfordernden Situationen (z.B. Trennung, Todesfall in der Familie, Armut, Schulstress) gut zu begleiten und das Kindeswohl in den Vordergrund zu stellen.

Was braucht es also, um Kinder bestmöglich zu schützen?  Welchen Beitrag leisten Kinderschutzkonzepte in diesem Sinne? Welche „must have“-Standards sollten in Österreich die Regel sein? Und wie können diese im Alltag auch wirklich zur Entfaltung kommen?

Um Kinderschutz gut in die Praxis umsetzen zu können, braucht es neben finanziellen/zeitlichen Ressourcen folgendes:

  1. Man muss an der eigenen Haltung arbeiten. Es braucht Transparenz und Offenheit. Für viele ist es schwer, zuzulassen, dass Übergriffe in der eigenen Organisation durch die eigenen Kolleg:innen passieren könnten. Man muss die Signale von betroffenen Kindern auch wahrnehmen (wollen) und akzeptieren, dass kein Umfeld frei vom Risiko der Gewalt an Kindern ist.
  2. Man muss wahrnehmen, wie es Kindern und Jugendlichen geht. Die drei Grundsätze beim Kinderschutz sind Wahrnehmen – Erkennen – Handeln. Seitens der Einzelpersonen braucht es Interesse an Fortbildungen, Austausch, Supervisionen etc. Es gibt bereits sehr viele Angebote, die man nur nutzen muss. Außerdem darf man sich nicht scheuen, im Verdachtsfall Handlungsschritte zu setzen. Man kann sich beispielsweise bei Kinderschutzzentren Unterstützung holen, auch wenn man nur einen vagen Verdacht oder ein Gefühl hat. Falls es nötig wird, sollte man auf jeden Fall Handlungsschritte setzen.
  3. Beim Erstellen von Kinderschutzkonzepten ist die Partizipation von Kindern und Jugendlichen aller Altersgruppen ein besonders wichtiger Punkt. Partizipation sollte nicht nur ein Schlagwort sein, sondern soll auch tatsächlich gelebt werden. Bei Kindern kann man beispielsweise bei Räumlichkeiten abfragen, wo sie sich sicher fühlen und wo nicht und das mit Stickern markieren. Wenn die Mitarbeiter:innen einen Verhaltenskodex entwickeln, kann man Kinder und Jugendliche bitten, Feedback zu geben, weil die Erwachsenen vielleicht etwas vergessen haben, was die Kindern wichtig ist. Oder es ist etwas festgeschrieben, was aus Erwachsenensicht sinnvoll ist und für die Kinder und Jugendlichen funktioniert das aber nicht. Die Partizipation ist so wichtig, weil ein Kinderschutzkonzept ein „lebendiges“ Dokument ist und von der Umsetzung aller Beteiligten lebt.

Herzlichen Dank an unsere Diskussionsgäste: Gabriella Walisch (Kinderschutzzentrum Graz) und Astrid Winkler (ECPAT Österreich)!

Moderiert wurde dieses Fachgespräch am 22.11.2022 von Thomas Plautz (Kinderbüro – Die Lobby für Menschen bis 14).


Links:

www.schutzkonzepte.at

Kinderschutz-Zentrum Graz

Startseite – Die Österreichischen Kinderschutzzentren (oe-kinderschutzzentren.at)

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