Zur Öffnung von Kinderbetreuungs- und -bildungseinrichtungen: Berufung im Sinne der Kinder

Unbestritten ist es eines der derzeit zentralen Themen, wie man im Bereich der Schulen und Kindergärten vorgehen soll. Unbestritten ist auch, dass es für jedes Vorgehen Argumente dafür und dagegen gibt und jedes Vorgehen auch kritisch hinterfragt werden kann.

Daher soll hier lediglich die Frage aufgegriffen werden: Wieviel BERUFUNG steckt in den Berufen?

Unterschiedliche Berufe bergen unterschiedliche Risiken. In Bereichen, in denen viele Personen zusammenkommen und die engen Kontakt mit sich bringen, ist die gesundheitliche Infektionsgefahr derzeit höher als allein im Einzelbüro. Physiotherapeut*innen, Friseur*innen und andere Berufsgruppen nehmen zumindest aus wirtschaftlichen Gründen dieses Risiko auf sich. Wieder andere, und dazu gehören viele (Elementar-)Pädagog*innen, sehen dieses Risiko aus Überzeugung und Empathie als ein Teil ihres Berufes!

Man stelle sich vor, Ärzt*innen, Krankenhauspersonal, Alternbetreuer*innen und Pflegepersonal würden nur bei 100%igem Schutz für sich selbst bereit sein zu arbeiten. Würde man dann die ärztliche Versorgung, die Pflege und die Betreuung einfach den Familien überlassen oder dem Zufall?

Für viele der Pädagog*innen steht aber das Wohl der Kinder im Vordergrund. Sie sehen vorrangig was Kinder brauchen: sozialen Kontext, die Stabilität eines „normalen“ Alltags und die Freude, die Kinder in den Einrichtungen erleben. Sie sind bereit, das Risiko abzuwägen und sich FÜR die Kinder zu entscheiden, ähnlich wie Pfeger*innen, Ärzt*innen und viele andere systemrelevante Berufsgruppen sich FÜR Menschen der jeweiligen Zielgruppe.

Die institutionellen Träger und politisch Verantwortlichen sollten auch FÜR die Kinder einstehen, indem sie das Engagement unterstützen, statt es als „Notlösung“ darzustellen. Indem sie Eltern den Mut zusprechen ihre Kinder wieder „rauszulassen“, statt ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Indem sie den Kindern das Gefühl geben, ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu sein, statt „potentieller Virusüberträger*innen“.

Nur so können die Kinder und wir Erwachsene lernen, mit Krisen wie dieser umzugehen, selbst mitzudenken und sozial verantwortlich zu handeln – wohl zwei der wichtigsten Grundkompetenzen für eine Gesellschaft.