Wenn sich junge Menschen für andere einsetzen

Dieses Jahr gab es drei Einreichungen für den Steirischen TrauDi-Förderpreis des Kinderbüros unter dem Motto „Hing’schaut und an’packt“. Wir haben uns mit Viktoria, Nora und Linda über ihre Projekte, ihre Beweggründe und ihre Umsetzung unterhalten.

Junge Leute kochen für Bedürftige

Viktoria Schriebl aus Kalsdorf bei Graz hat das Projekt “Jugend macht Schmankerl” eingereicht. “Bei dem Projekt geht es darum, dass engagierte Jugendliche gespendete Lebensmittel von umliegenden Bauern und Supermärkten nehmen und daraus Gerichte zubereiten. Diese werden dann an bedürftige Leute ausgeteilt. Dadurch soll nicht nur Essensverschwendung vermieden werden, sondern es soll auch etwas Gutes für Leute, die nicht zu warmen Essen kommen, getan werden”, so die 19-Jährige.

 

Fotos © SOFA Soziale Dienste GmbH

Auf die Idee kam sie durch eine gute Freundin, Giulia D’Amario, welche im Jahr 2018 TrauDi!-Förderpreisträgerin war. Diese arbeitete eng mit dem Jugendzentrum in Seiersberg zusammen und fragte Viktoria, ob sie gemeinsam ein Projekt starten wolle. Da Viktoria auch eine Ausbildung bei der HLW Schrödinger absolviert hat, war naheliegend, dass das Projekt mit Kochen zu haben würde.

Mit Hilfe von Giulia wurde geplant, organisiert und schließlich gekocht. Ausgegeben wurden die fertigen Gerichte im Mehrgenerationenpark neben dem Jugendzentrum. Während der Pandemie war es gar nicht einfach, dass Essen unter die Leute zu bringen. Aber vor allem bei älteren Leuten wurde es sehr gut angenommen. Ursprünglich war das Projekt für die Sommermonate angedacht, es soll aber laut Viktoria im Winter fortgeführt werden.

Viktoria hat auch einen Tipp für andere Kinder und Jugendliche, die ein Projekt starten wollen: “Ganz unter dem Motto TRAU DI, so wie der Preis eben heißt. Ich finde, man sollte es einfach anpacken, wenn man seine Idee hat und sich nicht davon abbringen lassen, auch wenn es vielleicht am Anfang etwas kompliziert erscheint. Man kommt dann drauf, wenn man ein bisschen mit Leuten redet und seine Möglichkeiten irgendwie versucht herauszufinden, wie man da am besten ran geht. Im Endeffekt ist es echt eine tolle Sache, etwas in Bewegung zu bringen. Sehr wichtig ist, dass man diese Begeisterung, welche einen antreibt, behält und dass man dann einfach schaut, dass man sich informiert, welche Leute die besten Ansprechpersonen für das Thema sind. Man soll sich einfach trauen das anzusprechen, weil fragen kostet nichts.”

Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Jugendzentrum SOFA Seiersberg durchgeführt.

Corona spielerisch erklärt

Nora Zechner, neun Jahre alt, aus Graz-Umgebung hat ihr Brettspiel „Stopp Covid-19“ eingereicht. “Ich liebe Brettspiele! Und nachdem ich die Spiele, die bei uns zu Hause waren, schon so oft gespielt habe, habe ich die Idee gehabt, ein eigenes zu erfinden”, erzählt uns Nora.

Foto © Nora Zechner und Wolfgang Winter

Beim Projekt handelt sich um ein Gesellschaftsspiel, das verschiedene Situationen eines Lockdowns in lustiger und spielerischer Weise durchläuft und dessen Ziel es ist, so schnell wie möglich die Impfung zu erhalten. Die zwei bis sechs Spieler:innen kommen mittels Aktionskarten und Würfeln vorwärts. Das Spiel enthält ein Handdesinfektionsmittel und alle Mitspieler:innen haben eigene Würfel.

Wolfgang Winkler, Familienmitglied und Unternehmer in Graz, war so von Noras Spiel begeistert, dass er beschloss, es zu produzieren und zu vertreiben. Nora meint dazu: “Als es veröffentlicht wurde, habe ich mir gedacht, es soll einfach dazu da sein, dass die Menschen die Maßnahmen auch spielerisch erleben können und dabei Spaß haben können. Und für Kinder soll das Spiel dazu da sein, dass sie die Corona-Zeit und das Ganze besser verstehen.”

Das Spiel ist für Kinder ab sechs Jahren geeignet und kann auf www.karlisshop.at gekauft werden.

Schulparlament gibt Kindern eine Stimme

Linda Fuchs aus Lafnitz in der Steiermark hat ihr Projekt “SCHULE & PANDEMIE → Schüler*innen am WORT” eingereicht und den heurigen Förderpreis gewonnen: “In meinem Projekt geht es darum, dass die Kinder beziehungsweise die Schüler:innen trotz der Pandemie ein Wort haben. Ich habe ihnen ein Wort gegeben, indem ich eine Online-Konferenz organisiert habe. Grundsätzlich haben wir ein normales Schülerparlament, dieses hat es jedoch wegen der Pandemie nicht gegeben. Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass die Schüler:innen ein Mitsprache-Recht bekommen. Bei dieser Konferenz erzählten die Schüler:innen, wie es ihnen im Distance-Learning geht und ob es Probleme gibt. Ja, so ist das eigentlich passiert.”

Foto © Linda Fuchs

Grundsätzlich geht es im Schulparlament um Dinge, die aus Sicht der Schüler:innen verbessert werden sollen. Als Beispiele nennt Linda Getränke- und Snackautomaten oder Probleme mit Lehrer:innen. Dabei treffen Klassensprecher:innen, Sozialarbeiter:innen und der Direktor zusammen. Die Teilnehmer:innen hatten sich jedenfalls darüber gefreut, dass sie wieder mit anderen in Kontakt treten und Meinungen austauschen konnten. Schließlich bekam Linda das Feedback, dass nach den von ihr organisierten Online-Konferenzen der Druck und die Aufgaben weniger wurden, was sich sehr positiv auswirkte.

Auf die Frage, wie es Linda mit dem Projekt gegangen ist, antwortet sie: “Ich selbst habe das als gut empfunden, weil ich gerne anderen helfe. Danach hatte ich ein gutes Gefühl, weil ich mir gedacht habe, ich habe nun jemandem weitergeholfen. Durch die Treffen wusste ich auch, was meine Aufgabe als Schulsprecherin ist. Ich musste mit den Lehrer:innen und dem Direktor sprechen und ihnen sagen, was bei den Schüler:innen Sache ist, vor allem wegen der psychischen Gesundheit.”

Umgesetzt wurde das Projekt gemeinsam mit Klassensprecher:innen und Klassensprecher:innen-stellvertreter:innen der MS Grafendorf sowie mit der Schulsozialarbeiterin Claudia Luidolt und dem Direktor Günther Platzer.

Hier können Sie das Auszeichnungsvideo sehen:

Der TrauDi!-Förderpreis wurde heuer vom Kinderbüro – Die Lobby für Menschen bis 14 zum 5. Mal vergeben. Mit dieser Auszeichnung wird den Ideen und dem Engagement junger Menschen Wertschätzung entgegengebracht. 

Wir bedanken uns herzlich bei den Einreicherinnen Viktoria, Nora und Linda und allen Mitwirkenden!

Tipp:
Viktoria, Nora und Linda waren auch zu Gast in unserer Radiosendung “Forum Kinder:rechte” auf Radio Helsinki. Dies kann unter Über die Kinderrechte selbst | cba – cultural broadcasting archive (fro.at) nachgehört werden.