Unsere Empfehlungen: Was Kinder nun brauchen
In Zeiten wie diesen, geprägt von Alarmen, Ampeln und Ambivalenzen, brauchen Kinder und junge Menschen – wie immer, aber derzeit eben noch mehr – offene Ohren und starke Schultern, aufmunternde Antworten und klare Rahmenbedingungen, ruhige Zeiten und stabile Orte, verlässliche Erwachsene und beruhigende Begleitpersonen.
Daher richten wir, das Kinderbüro – Die Lobby für Menschen bis 14, folgende Empfehlungen an alle Erwachsenen:
-1- Offene Ohren, starke Schultern
- Verständnisvolle Eltern, aufmerksame Pädagog_innen, wohlmeinende Erwachsene, besonnene Dienstleiter_innen (Schulwart_innen, Bus/Tramchauffer_innen,…)
-2- Offene Schulen, Kindergärten, Kinderkrippen und Horte
- Möglichst normal gestaltete und regelmäßige Abläufe in Schulen, Kindergärten, Horten, (Nachmittags-)Betreuungen und Kinderkrippen
- Vertraute, geregelte, transparente und freundliche Bezugsorte
-3- Geregelte und verlässliche Bildungszeiten
- Versetzte Beginn- und Schlusszeiten für Klassen bzw. Gruppen, flexible Vor- und Nachmittagsbetreuung
- Bitte nur als letztes aller Mittel gesperrte Schulen und Einrichtungen!
-4- Luft und Licht
- Zusätzliche Schul- und Betreuungsräume statt Home Schooling
- Bildungsangebote im Freien: am Spielplatz, in der Gasse, auf der Wiese, im Wald, im Schnee, im Gatsch, …
-5- Reflexion
- Einfühlsame Erwachsene (Eltern, Verwandte, Pädagog_innen und Bezugspersonen), die regelmäßig mit den ihnen anvertrauten jungen Menschen die aktuelle Lage reflektieren, die Hilfestellungen für den praktischen Alltag geben, die Risiken und Chancen der Pandemie in ihrer Gesamtheit beleuchten und Mut machen!
-6- Begleitung und Betreuung
Für das Wohl der Kinder unbedingt flächendeckend und durchgängig sicherstellen:
- Schulpsychologie, (Schul-)Sozialarbeit, …
- Logopädie, Motopädagogik, Physio- und Ergotherapie, …
- Konfliktberatung und Hilfe in diesen stürmischen Zeiten (Rainbows, …)
- Betreuungsmöglichkeiten für Kinder mit Behinderung
-7- Bewegung und Sport
- In der Schule und in der Freizeit, im Verein und im Hof (Sport- und Turnvereine geöffnet halten!)
- Im Herbst und im Winter, im Regen und im Schnee
- Spielplätze und Parks offen halten!
-8- Gemeinschaft und Ausgleich
Kontakte pflegen, mit Besonnenheit und Schutzmaßnahmen – bedacht, aber mit Freude:
- Freund_innen im Freien und mit Abstand treffen
- Verwandte und Freund_innen online „besuchen“ und/oder telefonieren
- Kleine Aufmerksamkeiten bzw. Geschenke mit der Post schicken
- Briefe schreiben
-9- Offene Behörden, Ämter, Gerichte, Ärzt_innenpraxen, Krankenhäuser, …
- Alle großen und kleinen (Kinder-)Krankheiten bzw. Anliegen sollen behandelt werden, auch die nicht-Corona-bedingten Angelegenheiten.
- Offene Institutionen sind besonders für die Eltern und deren Erziehungsaufgaben bzw. Handlungsfähigkeit wichtig!
-10- Sachliche und kindergerechte Informationen
- Neuigkeiten in kindergerechte Sprache zur Verfügung stellen
- Keine furchteinflößenden, sensationsgetriebenen bzw. destruktiven News
-11- Beachtung und Beteiligung
- Altersdiskriminierung geht für alte Menschen nicht – und für Kinder auch nicht!
- Kinder und Jugendliche fragen, was für sie wichtig ist, was sie brauchen, was sie mögen, und auch worauf sie verzichten können…
- Corona-Zeiten sind keine Begründung für demokratische Einschränkungen!
Wir bitten Sie, diese Empfehlungen zu veröffentlichen, zu teilen, zu liken und in die Gesellschaft zu tragen! Bitte unterstützen Sie die Umsetzung in der privaten, pädagogischen und öffentlichen Praxis!
Vielen Dank!
Dieser Text entstand aus einem „Sommergespräch“ zwischen Christian Theiss, ehemaliger Kinder- und Jugendanwalt und Thomas Plautz, Geschäftsführer des Kinderbüros – Die Lobby für Menschen bis 14 im August 2020. Diese Empfehlungen entsprechen nicht nur dem Geist des Kinderbüros, sondern lassen sich in der einschlägigen pädagogischen und (neuro-)psychologischen Fachliteratur u.a. bei Christiane Spiel, Renate Zimmer, Remo Largo, Paulus Hochgatterer, Gerald Hüther und vielen anderen nachlesen.