Outdoorpädagogik: Im Wald braucht es nicht viel Programm

Wir Menschen suchen vor allem in unserer freien Zeit Orte, an denen wir zur Ruhe kommen können. Orte, wo wir Ausgleich zu unserem Alltag finden und neue Kraft schöpfen – wo wir uns frei und gleichzeitig geborgen fühlen. Orte, an denen sich unser Geist entspannen kann und wir unsere Seele baumeln lassen können.

Die Natur, unsere Wälder und Grünflächen sind solche ganz besonderen Orte, die uns dieses Gefühl ermöglichen. Sie geben uns Menschen Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit. Bietet sich die Gelegenheit die Natur zu erleben, fühlen wir uns danach meist wohler und ausgeglichener.

 

Die Natur zaubert Entspannung ins Gesicht

Als Wald- und Outdoorpädagogin beobachtete ich oftmals, wie entspannend der Wald bzw. die Natur auf uns Menschen und insbesondere auf Kinder wirken kann. Manchmal haben wir Menschen sogar mehrere Gesichter, wobei unser fröhliches und ausgeglichenes Gesicht immer im Wald bzw. in der Natur anzutreffen ist. Kinder entdecken und entwickeln dort spannende Spiele ganz ohne Druck. Die in den Hintergrund gedrängte Kreativität blüht wieder auf und in spielerischer Art nehmen wir Umwelt und Mitmenschen wieder intensiver wahr. Dabei wachsen gleichzeitig die Sensibilität und der verantwortungsvolle Umgang mit sich selbst, mit der Natur und untereinander.

 

Glückliche Kinder in der Waldwerkstatt

Aktivitäten im Bereich der Outdoorpädagogik rücken immer Abenteuerlust, Kreativität und Naturverbundenheit in den Vordergrund. Nicht nur einmal waren Kinder bei den Waldbesuchen meine besten LehrmeisterInnen, denn vor allem in meinen Anfangsjahren als Outdoorpädagogin hatte ich immer viele Programmpunkte in meinem Rucksack dabei – häufig auch wertvolle kooperative Aktivitäten oder Angebote mit spielerischem Lerneffekt. Diese Anstöße wurden zwar gerne von Kindern angenommen, weiterentwickelt und perfektioniert, aber richtig glücklich waren sie eigentlich mit einem ganz unkomplizierten Programmpunkt, der Waldwerkstatt. Ziel der Waldwerkstatt ist es, den Wald als produktiven Spiel- und Bauort zu nützen. Die Waldwerkstatttaschen beinhalten kindergerechtes Werkzeug wie Säge, Hobel, Handbohrer, Feile und Schnitzmesser. Oft beginnt die Waldwerkstatt mit dem gemeinsamen Bau eines Waldsofas und dann bauen alle ganz von alleine weiter. Dekorationen, nützliche Utensilien, Hütten, Möbel – alles, was eben im Wald gebraucht wird.

Andere Naturerlebnisideen wurden zwar angenommen, aber am beliebtesten war immer die Waldwerkstatt. Das freie Spiel und die Möglichkeit zusammen mit anderen Kindern den Wald zu erobern und zu entdecken war und ist schlussendlich das Favoritenprogramm für Kinder. Die natürlichen Bedürfnisse wie kreatives Handeln, Bewegungsdrang, Spiel, Abenteuerlust und Persönlichkeitsentwicklung können dabei in selbstbestimmter Balance gelebt werden.

Es regt allerdings zum Nachdenken an, dass wir Erwachsene Programme anbieten, damit diese Selbstverständlichkeit des freien Spiels vielen Kindern erst ermöglicht und zugänglich gemacht wird. Auffällig ist auch, dass viele Kinder anfangs irritiert sind, wenn keine direkten Aufgaben an sie gestellt werden. Meist finden sie aber doch sehr bald in das selbstbestimmte Tun hinein oder orientieren sich an den anderen Kindern, die eifrig herumbasteln. Manchen Kindern fällt es auch anfangs schwer, sich geschickt im Wald zu bewegen.

 

Der schönste Spielplatz der Welt

Schlussendlich ist es für uns Erwachsene wichtig zu erkennen, dass wir vor allem unseren Kindern diese wertvollen Naturorte nicht vorenthalten dürfen. Es ist der schönste Spielplatz der Welt, wo auf so unkomplizierte und natürliche Art mit Spaß und Freude Erfahrungen auf allen Ebenen gesammelt werden können. Weniger ist wie so oft mehr und die gemeinsamen Stunden bleiben lange und einschneidend in Erinnerung. Denn erst wenn Emotionen geweckt werden, entwickelt sich Liebe und Achtung und nur was geliebt und geachtet wird, schützt man auch!

 

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