Interview: „Im Moment ist in Kinderkrippen und Kindergärten noch mehr Flexibilität gefordert“

Foto © GiP/Sarah Nowakowsky

Wie haben sich deine Tätigkeit, deine Aufgaben in den letzten Tagen und Wochen verändert?

Noch mehr als sonst ist Kommunikation in den Vordergrund gerückt: Kommunikation mit dem Erhalter, mit Leiterinnen aus anderen GiP-Einrichtungen, mit Eltern und mit dem eigenen Team: „Was ist der neueste Stand? Was sollen wir tun? Was ist erlaubt?“. Ich war unglaublich dankbar, dass GiP schon von Beginn an für Transparenz und Kommunikation gesorgt hat und uns Leiterinnen durch verschiedene Kanäle am laufenden gehalten hat. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass beinahe rund um die Uhr und an jedem Wochentag Fragen beantwortet wurden. Und es gab viele Fragen.

Da hat uns die digitale Technik natürlich enorm geholfen und die Kommunikation erleichtert. Vor allem setzten sich alle von GiP dafür ein, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Einrichtungen gelockert werden, damit eine menschliche Lösung für uns Personal gefunden werden konnte.

Welche Herausforderungen ergeben sich als Kinderkrippenleiterin in dieser Situation?

Besonders wichtig ist mir die Dienstplaneinteilung, damit so wenig MitarbeiterInnen wie möglich außer Haus müssen und das dieser Dienstplan gerecht ist. Unsere Einrichtung betrifft es zwar nicht, aber Leitungskolleginnen bedenken zusätzlich Mitarbeiterinnen mit Vorerkrankungen oder mit eigenen Kindern. Laut Gesetz muss immer eine von uns in der Einrichtung anwesend sein, egal ob kein Kind anwesend ist und uns die Eltern versichert haben, dass sie keinen Bedarf haben. Da ist es auch wichtig, sinnvolle Tätigkeiten zu koordinieren, sowohl für die Mitarbeiterin in der Krippe als auch die anderen, die im Home Office sind.

Im Moment ist noch mehr Flexibilität als sonst gefordert, da sich jeden Tag etwas ändern kann. Jausenbestellungen, Mittagessenbestellung, noch einmal den Dienstplan überdenken, telefonisch mit Eltern besprechen, ob sie die Möglichkeit einer Betreuung in nächster Zeit brauchen und weitere Dinge sind jetzt neben den üblichen organisatorischen Dingen an der Tagesordnung. Die „normale“ Organisation bleibt ja nicht liegen und wir befinden uns noch immer im Endspurt der Anmeldezeit für den Herbst.

Auch Teamsitzungen gibt es weiter, aber dann eben über eine Videokonferenz. Vorausschauendes Arbeiten ist jetzt auch noch wichtiger als sonst: Welche Kollegin bekommt wann welche Aufträge, damit sie sich vor ihren Home Office-Tagen mit Material zu Hause eindecken kann? Was brauche ich selbst für mein Home Office? Bei allen Herausforderungen ist es schon eine große Hilfe, dass wir uns von unserem Erhalter nicht allein gelassen fühlen.

Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag momentan?

Abgesehen von viel Desinfizieren kommen wir teilweise endlich zu Sachen, die sonst liegen bleiben, auch wenn der Anlass kein positiver ist. Ich denke es findet gerade in vielen Einrichtungen ein Frühjahrsputz, Sortieren, Planen, Dekorieren und Weiterbilden statt. Dinge, die wir sonst eher nebenbei machen „müssen“, bekommen jetzt etwas mehr Zeit.

Wer Home Office macht, hat im Vorhinein schon Arbeitsaufträge erhalten und wer in der Krippe ist, erledigt dort die Aufträge. Anfangs dachte ich kurz, dass wir in dieser vielen freien Zeit noch mehr schaffen könnten – wir sind es anscheinend nicht wirklich gewohnt, so viel Zeit für Vor- und Nachbereitung zu haben – aber es geht sich alles gut aus, ohne dass wir uns stressen oder langweilen.

Was kannst du in der Arbeit mit Kindern in der jetzigen Situation beobachten?

Schon im Vorfeld der strengeren Maßnahmen wurde ja von der Bundesregierung angedeutet, dass Schulschließungen möglich sein werden. Dadurch herrschte auch bei uns große Unsicherheit, was mit Kinderkrippen und Kindergärten sein wird und was auf uns zukommen wird. Zu dieser Zeit merkten meine Kolleginnen und ich tatsächlich eine große Unruhe bei den Kindern, die sonst eher unüblich ist. Aber das war nicht weiter verwunderlich, schließlich waren wir, die Eltern und die ganze Umwelt der Kinder in einem sehr unruhigen und verunsicherten Zustand – das überträgt sich dann natürlich auf die Kinder.

Aber umgekehrt können wir Erwachsenen von den Kindern viel Positives aus dem „Kind-Sein“ abschauen, denn für unsere Krippenkinder hat nicht das Corona-Virus Priorität, sondern das Bilderbuch, das sie noch einmal und noch einmal ansehen wollen. Dieses Nicht-Verständnis der Kinder über das Weltgeschehen gibt einem dann teilweise eine Verschnaufpause von der Welt.

Wenn nun in den nächsten Wochen Kinder unsere Betreuung benötigen, wollen wir den Kindern so gut es geht Halt und Routine geben. Und auch den Eltern, die schlicht und einfach keine andere Wahl haben vermitteln: „Nein, ihr braucht euch nicht schlecht fühlen, weil ihr euer Kind während dieser Zeit in die Krippe geben müsst.“

Unsere Interviewpartnerin stellt sich vor:
Mein Name ist Sarah Nowakowsky und ich darf die GiP-Kinderkrippe in der Leonhardstrasse 114 leiten. Seit über einem Jahrzehnt arbeite ich bereits als Kindergartenpädagogin.
Meine Liebe zu Geschichten, Gedichten und Kunst lebe ich zusätzlich als Grafikdesignerin und Bilderbuchautorin aus. Da sich mein Nachname aber oft nicht so leicht buchstabieren lässt, habe ich meine bisherigen Texte – beispielsweise für das “Kiga-Portal” und das Bilderbuch “Ich male mir ein seltsames Tier” – unter dem Pseudonym Sarah Neuman veröffentlicht.
Ich freue mich schon, wenn das “normale” Krippenleben wieder weitergehen kann und die Krippe voller Leben ist!

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