
Handys und Schule: (K)ein Problem?
von Dr. Josef Zollneritsch, Abteilungsleiter „Schulpsychologie-Schulärztlicher Dienst“ Bildungsdirektion Steiermark
Ein Leben ohne Handy ist heute nicht mehr vorstellbar. „Das Handy ist ein Körperteil und ein
Menschenrecht“ sagte mir einmal ein Sozialarbeiter. Der „Content“ des Handys zählt zu den intimsten
Bereichen des menschlichen Daseins, nahezu das ganze Leben kann durch Handynutzung beeinflusst
werden. Für Eltern ist es nicht leicht zu entscheiden, ab welchem Alter die Handynutzung mit
welchen Inhalten erlaubt sein soll bzw. ob eine Kontrolle der Nutzung angezeigt bzw. sinnvoll ist.
Fest steht auch, dass das Handy unser Zusammenleben maßgeblich beeinflusst. Junge Mütter z.B.
kommunizieren mit dem Handy während sie mit ihrem Kind unterwegs sind; oder an der Haltestelle
schauen nahezu alle Wartenden in ihr Handy anstatt eine Kommunikation mit den Mitmenschen zu
suchen. Die Macht der Bilder in sozialen Netzwerken ist dazu angetan, den Wert der Schriftsprache
zu verdrängen, das Scrollen kann immer und endlos fortgesetzt werden. Kurz: Der Mensch läuft
Gefahr, sein Handy ständig und pausenlos zu nutzen bzw. durch das Handy „gefangengenommen“ zu
sein.
Eine besondere Herausforderung ist der Handygebrauch in der Schule. Welchen Stellenwert soll das
Handy im Schulbetrieb haben? Verträgt sich das Handy mit der Lernkultur einer Schule?
Ein vernünftiger Umgang mit Handy, Internetnutzung und sozialen Netzwerken muss erlernt werden.
Es gilt darauf hinzuweisen, dass das Handy ein Werkzeug und kein Selbstzweck ist und dass die
direkte Kommunikation zwischen Menschen jedenfalls Vorrang vor der virtuellen Kommunikation
haben muss. Das Alter spielt hinsichtlich Handynutzung eine wichtige Rolle. Die
Konzentrationsfähigkeit hat nämlich einen wesentlichen Einfluss auf das Lernen, das Handy darf
diese nicht negativ beeinflussen bzw. für dauernde Ablenkung sorgen. Daher gilt ganz allgemein: In
der Volksschule hat das Handy nichts verloren. In den weiterführenden Schulen sind die Handys
grundsätzlich während des Unterrichts auszuschalten und nicht sichtbar zu verwahren. Bei älteren
Schüler/innen ist die Nutzung in den Pausen vorstellbar, das Handy sollte aber nicht die direkte
Kommunikation behindern. Eine sinnvolle Nutzung für Informationsrecherche ist immer möglich,
aber es muss auch ein Leben ohne ständige Handynutzung möglich sein.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Themenschwerpunkts „Handyverbot an Schulen“ im Oktober 2024. Im Zuge dessen legen unterschiedliche Personen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, ihre Sichtweise zum Thema dar.