Gastbeitrag: Unser bunter Alltag in Zeiten der Corona-Krise

Ich lebe gemeinsam mit meinem Partner und unserer 2jährigen Tochter mittlerweile etwas am Rande der Stadt. Recht idyllisch, wie ich finde, mit einem kleinen Garten unweit von Feldern und dem angrenzenden Wald. Gerade diese Nähe zur Natur bereitet uns jetzt besonders viel Freude und Dankbarkeit. In unserer vorigen Wohnung mitten in der Stadt, ohne Balkon und Garten, würde sich die jetzige Situation weitaus herausfordernder gestalten lassen.

Nun, wie sieht der bunte Alltag einer Familie mit Kleinkind aus? Vorweg muss ich schon sagen, dass, wie alles im Leben, auch diese Situation zwei Seiten hat…

Im Spagat zwischen Homeoffice und Mama sein

Ich habe erst vor wenigen Monaten begonnen wieder zu arbeiten und gemerkt, dass ich diese Zeit für mich mit neuen Inhalten sehr genossen habe. Unsere Tochter hat sich sehr gut in der Kinderkrippe eingewöhnt, was uns Eltern diese Übergangsphase erleichtert hat. Seit wenigen Wochen aber hat sich unsere Situation, wie auch die vieler anderer Menschen, verändert. Unsere Tochter ist wieder zu Hause, mein Partner wechselt zwischen seltenem Homeoffice und normalem Büroalltag hin und her und ich versuche gerade einen Weg für mich und unsere kleine Familie zu finden, wie die Betreuung eines Kleinkindes mit Homeoffice-Zeiten kombinierbar ist. Ich muss sagen, die erste Woche erwies sich schon als recht herausfordernd. Kaum wird der Laptop eingeschaltet, wird die Tastatur schon von einem kleinen Menschen verwaltet. Kaum setzt man sich zum Schreibtisch, geht es zum Teil fast im Sekundentakt: „Mama, Mama…!“ Aber ja, wie sollte es auch anders sein, wie soll so ein kleines Kind verstehen, was gerade vor sich geht. Auch wenn Kinder Vieles verstehen, ist dieses Ausmaß, diese Komplexität kaum nachvollziehbar. Also geht es darum abzuwägen, was in dieser heraufordernden Zeit besonders wichtig ist und was jetzt weniger Platz und Beachtung in unserem Leben findet.

Das Jonglieren von Arbeitszeit, Hausarbeit im Sinne vom Notwendigsten, sprich Kochen, Wäsche waschen und so Dingen, die uns wichtig erscheinen, Zeit mit dem Kind verbringen und schauen, dass alle Bedürfnisse irgendwie gut Platz finden können, ist wirklich ein sehr spannender und auch manchmal anstrengender Spagat.

Dinge anders machen

Dennoch gibt mir diese Situation aber auch wieder viele Möglichkeiten und Raum Dinge anders zu machen. Morgens werden wir zwar zeitig aber sehr liebevoll mit einem leisen: „Mama? Papa?“, geweckt, aber wir müssen nicht mehr auf die Uhr schauen, um den Bus zu erwischen und rechtzeitig in der Krippe sein und weiter ins Büro eilen. Wir können zu dritt ganz gemütlich frühstücken, ohne die Zeit im Blick zu behalten. Jedes Elternteil hat unter der Woche wieder mehr Zeit gemeinsam mit dem Kind. Die gemeinsame Familienzeit wird aber etwas weniger, finde ich, da ja dann einer von beiden doch noch arbeiten sollte. Parallel Arbeiten neben einem Kleinkind ist zum Teil schlichtweg unmöglich.

Als Mama bin ich auch gerade wieder kreativer geworden, was ich persönlich sehr wertvoll für mich empfinde. Ich überlege was wir zu Hause so alles haben und was man damit Tolles machen könnte. Unser zu Hause verwandelt sich langsam in eine buntere Umgebung. Steine bemalen, Blumentöpfe anmalen, Salzteig machen, ausstechen, anmalen und für die Kinderküche verwenden, aus Klopapierrollen verschiedenste Kunstwerke schaffen, Kugelbahnen basteln usw. Man kann schon Vieles selbst gestalten, wenn plötzlich nicht für jedes Bedürfnis ein Geschäft zur Verfügung steht.

In erster Linie dankbar

Ich finde diese Lebensphase gibt uns die Möglichkeit die eigenen Werte und unser Verhalten zu überdenken, zu schauen, was wirklich wichtig ist und vor allem auch zu schätzen was wir haben.

Auch wenn Homeoffice und ein Kleinkind manchmal schwer kombinierbar sind und die Nerven auch bei uns in gewissen Situationen dünn werden, überwiegt diese Dankbarkeit eine Familie zu haben und Gesund zu sein. Wir haben ein zu Hause, wir haben genügend Essen, wir haben beide eine Arbeit und somit momentan noch keine Geldsorgen und vor allem, wir haben einander!

Welche Erfahrungen machen Sie derzeit mit ihrer Familie? Wir freuen uns über Kommentare!