Ein Platz fürs Streiten und Konflikte lösen

Gerade noch wiegt man sich in Sicherheit, die Kinder scheinen in ihr gemeinsames Spiel vertieft, alles verläuft friedlich und fröhlich – Sekunden später eskaliert die Situation ohne ersichtlichen Grund – Duploklötze fliegen durch die Luft und die Ruhe ist dahin.

Wo Menschen aufeinandertreffen, sind Konflikte vorprogrammiert und wichtiger Bestandteil des sozialen Miteinanders. Aber auch streiten muss gelernt sein, um später den steigenden Anforderungen zur Konfliktlösung im Schulalltag gewachsen zu sein. Bereits im Kindergartenalter erworbene Fähigkeiten und Strategien zum Streiten bilden die Basis für das selbstständige Lösen von Konflikten.

Wenn Kinder ihre Konflikte selbst austragen, lernen sie zuzuhören, andere aussprechen zu lassen, ihre eigene Meinung zu kommunizieren, selbst eine Lösung zu finden. Und sie erfahren diese Werte gleichzeitig vom Gegenüber: Sie werden gehört, dürfen aussprechen und ihre Meinung vertreten. Das sind wichtige Eigenschaften für ein friedvolles Zusammenleben.

Wie kann streiten gelingen?

Hier sind einige Anregungen und Strategien zusammengefasst, um Konflikte bei Kindern untereinander, aber auch von Kindern mit Eltern, gut austragen zu können.

Der Platz zum Streiten (Kinder im Kindergarten-Alter untereinander)

Hierfür kann man einen Teppich oder eine Decke ausbreiten und als Streitplatz definieren. Die Kinder setzen sich gegenüber und beschreiben (ohne Beschimpfungen und Beleidigungen), was passiert ist. Jedes Kind darf aussprechen und sagen, was ihm wichtig ist. Als Erwachsener kann man unterstützend eingreifen (durch Wiederholen, Zusammenfassen und Benennen der wichtigsten Punkte) und Kinder ermutigen, ihre Gefühle anzusprechen („Was sagt dein Bauch?“, „Was sagt dein Herz?“).
Wenn die Kinder ihren Gefühlen genug Luft gemacht haben, kann langsam der Kontakt zwischen den Streitenden hergestellt werden und das Einfühlen in den anderen gefördert werden („Siehst du, dass A traurig ist?“)
Meist ändert sich die Stimmung, sobald die Kinder ausreichend über ihre Gefühle gesprochen haben und man kann beginnen, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. („Wie sollte es ausgehen?“, „Was wünscht du dir?“) Zum Schluss sollte eine Vereinbarung getroffen werden und der Konflikt beigelegt sein.

Fahrplan Konfliktlösung (Eltern – Kind)

  • Tief Luftholen
  • Zuhören (nicht werten, Ratschläge vermeiden wie „Das ist doch nicht so schlimm“, „Das geht gleich wieder vorbei“ etc.)
  • Aktives Zuhören (Ursachen des Problems herausfinden, versuchen, die Gefühle des Kindes zu erkennen, was macht den anderen traurig, wütend etc.)
  • Nachfragen (nicht ausfragen, verhören)
  • „eigenen“ Anteil erkennen (Kennt das Kind die Regel? Ist die Regel klar formuliert, verständlich, altersadäquat?)
  • Eigenen Ärger formulieren (Gefühle klar und ehrlich als „Ich Botschaften“ formulieren)
  • Nach Lösungsvorschlägen fragen
  • Gemeinsame Lösung / Vereinbarungen finden

QUELLE: „Ein Platz zum Streiten“, Pädagogische Vorhaben für Kinder, Stiftung Freunde

TrauDi!‘s Friedensweg (für Kinder ab dem Volksschulalter und Erwachsene)

Dabei handelt es sich um strukturierte Anleitung, wie bei einem Konflikt Schritt für Schritt vorgegangen werden kann. Die beiden Streitparteien erhalten jeweils ein durchnummeriertes Zettel-Set mit Anweisungen und stellen sich gegenüber in einem Abstand von etwa 3 Metern auf. Dann wird Zettel für Zettel auf den Boden gelegt und die jeweilige Anweisung durchgeführt – dies führt nicht nur zu einer räumlichen Annäherung, sondern auch in Richtung gemeinsamer Konfliktbeilegung. Beim letzten Zettel treffen sich die Konfliktpartner*innen in der Mitte.
Auch hier geht es darum, dass jeder und jede seine Sichtweise und Gefühle äußern darf und dann gemeinsam Lösungswege gefunden werden. Hier finden Sie die Vorlage zum Download.

Nicht immer steht der/die Konfliktpartner*in für eine gemeinsame Bewältigung zur Verfügung. Was können Kinder (und Eltern) dann tun, um ihren Frust abzubauen?

Einfache Übungen zum Stress-, Frust- und Aggressionsabbau

  • In ein Kissen oder eine Matratze hineinboxen
  • In ein Kissen hineinschreien
  • Wutmännchen zeichnen: Zettel und Stift nehmen und die Wut bzw. Frust aufs Papier bringen – wie schaut meine Wut, mein Frust als Männchen aus? Der Zettel kann dann noch zusätzlich zerrissen werden.
  • Zeitungspapierknödelschlacht: Aus Zeitungspapier Knödel formen und im Raum herumwerfen. Dies funktioniert auch gut zu zweit oder mit mehreren Personen – wie bei einer Schneeballschlacht.
  • Musik an und TANZEN!
  • Grundsätzlich ist Bewegung immer gut, um Stress abzubauen – auch vorbeugend. Ob Laufen oder Workouts aller Art, das Internet ist derzeit voll mit Online-Anleitungen und Videokursen.

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